Sonntag, 20. Januar 2019

Axel Schulß ✝

Lieber Axel,
ich glaube, du bist gerade mitten unter uns. Ich spüre das! Ich sehe dich noch vor mir, 1970, trampend, an der Ecke Hammerstraße / Duesbergweg, mit langem engelsgleichen Haar.
Dann warst du mit Thomas Passmann 1975 in meiner ersten Ausstellung im Kuhviertel in der Galerie Goeken. Dort stellte ich zum ersten Mal meine glatzköpfigen Selbstportraits mit Ringelhemd aus. Ich war hochgeehrt, denn ihr wart damals für mich sowas wie die münsteraner Lennon/ McCartney. Ihr wart so von meiner Malerei beeindruckt, dass ich später die Gebrüder Engel Plattencover für euch malen durfte. Ich mochte eure genialen Songtexte und war einer der ersten Fans von euch. Wenn ich mit euch im Bandbus auf Tour war, fühlte ich mich immer wie so ein richtiger Rock‘n-Roll-Star.
Sex and Drugs and Rock‘n Roll. Meine gute Er-ziehung im Graf Arnold Alumnat in Burg-steinfurt verbietet mir aller-dings, ins Detail zu gehen. Aber du weißt schon, was ich meine, lieber Axel.
Dann waren wir zusammen auf der Hippie-Insel La Gomera. Wir saßen im Schatten einer Bananen-Plantage und du schriebst an deiner Kolumne „Die Anecke“ auf einer kleinen Reiseschreib-maschine analog (Internet war damals noch nicht erfunden) und ich zeichnete meine Alcomics für das Münsteraner Stadtmagazin City. Auch analog. Ein paar dieser Comics sieht man übrigens noch an den Wänden im Café Kling Klang. Dabei tranken wir Unmengen an Kaffee und spanischem Bier. Das war kinoreif. Wie eine Filmszene aus einem Film von Wim Wenders. Großartig!
Anfang der Achtziger ging ich dann nach Berlin, aber wir hielten immer noch Kontakt. Wir hatten nämlich etwas sehr Wertvolles, was man leider sehr selten antrifft: Gegenseitigen Respekt – egal was der andere tut. Ich glaube, das ist sowieso das Geheimnis einer jeden guten Freundschaft. 
Eines Tages schicktest du mir eine CD mit dem typisch münsterschen Titel „Keer watt‘n Mann“. Täglich habe ich mir deinen Song damals schmunzelnd anhören müssen. Vielleicht war es das Heimweh im fernen Berlin nach Münster und seinen kantigen und liebenswerten Menschen, aber diese CD ist für mich immer noch mein Lieblingslied von dir!
Deine ganzen Kunstaktionen wie z.B. die Live-Lesung des Ulysses von James Joyce im Internet, bei der ich sogar persönlich aus Berlin angereist war, beeindruckten mich immer sehr. Und du maltest wunderbare Bilder, besser als ich je Bilder gemalt habe. Chapeau, lieber Axel!
Eines Tages sagtest du zu mir: „Lo! Merkst du eigentlich nicht, dass wir seit geraumer Zeit unsere Rollen vertauscht haben?“ Nach einigem überlegen stellte ich fest, dass du Recht hattest. Du hast wunderbare Bilder gemalt, während ich plötzlich Bücher, Kolumnen und Drehbücher schrieb.
Dann bekamst du diese blöde Krankheit, die ich hier nicht groß erwähnen möchte, denn wir wollen uns ja nicht unsere gute Laune verderben lassen, oder? Heute wollen wir mit deinen Freunden und Fans hier nur an die schönen Sachen denken und eine Party mit dir feiern. Ich freue mich, deine Lieder wieder zu hören, die Thomas gleich mit seinen Gebrüder Engeln hier live spielen wird.  
Lieber Axel, dass du zehn Jahre nach deinem Tod immer noch so viel bewirkst wie heute zum Beispiel, bewegt mich sehr und ich kann dich nur zitieren und sage hier zu all deinen Gästen über dich nur diese drei starken Wörter: „Keer watt'n Mann!!!".
 
Diese Laudatio hielt ich am 17.1. 2019 anlässlich des 10. Todestages meines Freundes und Künstler Axel Schulß (1952-2009) im Jovel Münster.




Fotos: Lo Graf von Blickensdorf und Westfälische Nachrichten


Samstag, 19. Januar 2019

Konditorei mit Tradition

Eines meiner Lieblingscafés in Münster ist das von Albert und Berta Grotemeyer 1850 gegründete Café Grotemeyer in der Salzstraße. Früher war es ein riesiges Café im Parterre, in dem es wie im Taubenschlag zuging und manchmal spielte ein Klavier-spieler live Kaffeehausmusik. 
Auf Grund der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage zog nun das Café in die obere Etage. Nun ist es vielfach kleiner. Als kleines Bonbon hat man einen wunderbaren Blick auf den prachtvollen Erbdrostenhof aus der Barockzeit.
Sehr interessant an dem Café ist, das der Sohn des Gründerehe-paares Fritz Grothemeyer (1864-1946) Schüler des berühmten Malers Adolph von Menzel (1815-1905) war. Einige seiner Bilder hängen noch im Café und in einer Dauerausstellung sind Bilder im Stadtmuseum, ebenfalls in der Salzstraße, zu sehen. 
Ich aß mit Genuss ein Stück Stachelbeerbaiser und hatte einen wunderbaren Blick auf das barocke Adelspalais.

Café Grotemeyer, Salzstraße 24, 48143 Münster

Foto: Lo Graf von Blickensdorf

Freitag, 4. Januar 2019

Kaiser Wilhelms Aschenbecher

KaiserWilhelm II. war ein starker Raucher. Er rauchte auf Manövern, hoch zu Ross und selbst bei der Jagd. Aus diesem Grunde hat er unter jedem (!) Fenster in seinem Jagdschloss Letzlingen einen ausziehbaren Aschenbecher einbauen lassen (s.Fotos oben). Sehr kurios! Bei den zahlreichen
Jagdschloss Letzlingen
Renovierungen des Schlosses hat wohl das zuständige Denkmalsamt ganze Arbeit geleistet und die Aschenbecher erhalten, die jetzt zwar keinen Nutzen mehr bringen, da im gesamten Schloss Rauchverbot herrscht, aber eine schöne Erinnerung an den rauchenden Kaiser sind. Ich hatte persönlich die große Ehre, mich davon zu überzeugen. Doch der Kaiserlichen Majestät  widerfuhr, wie auch vielen bürgerlichen Rauchern, dass er an den Folgen seines übermäßigen Tabakkonsum an Lungenembolie starb.

Fotos und Zeichnung:
© Lo Graf von Blickensdorf