Sonntag, 22. November 2020

Darf man eigentlich über den Tod lachen?


Kein Monat hat so viel mit dem Tod zu tun, wie der November: Allerseelen, Allerheiligen, Volks-trauertag,  Totensonntag. Ich habe schon sehr früh viele gute Freunde verloren. Der heraus-ragenste war der Multikünstler Peter Grzan aus Dülmen. Ich habe in den 80er Jahren in der Galerie „Neuer Krug“ eine vielbeachtete Ausstellung mit ihm gemacht und danach wurden wir die besten Freunde. Als er 2014 starb, wurde ich gebeten, zu seiner Beerdigung die Trauerrede zu halten. Da Peter Grzan ein sehr humorvoller Künstler war, habe ich sie selbstverständlich mit Humor gewürzt. Doch darf man eigentlich über den Tod lachen, dachte ich damals. Er hatte sich einmal zu seiner Trauerfeier gewünscht, dass alle schwarzgekleideten Gäste Berliner Pfannkuchen mit viel Puderzucker bekommen – aber keine Gabel und keine Serviette. Prompt gab es auf seiner Trauerfeier Pfannkuchen mit viel Puderzucker. So eingepudert  habe ich noch nie schwarzgekleidete Trauergäste gesehen. Das hat für viel Erheiterung gesorgt.  
Auch Friedhöfe bringen mich oft zum Lachen. Vor ein paar Wochen habe ich einen Spaziergang über den Kölner Melatenfriedhof gemacht. Da entdeckte ich das Grab einer gewissen Frau Streit. Jedoch hatte die Friedhofsverwaltung gut sichtbar einen großen Zettel über den Grabstein geklebt, aus dem zu entnehmen war, dass die Friedhofsgebühren nicht bezahlt wurden und aus diesem Grunde in vier Wochen das Grab eingeebnet wird. Streit über den Tod hinaus, dachte ich schmunzelnd. Nomen est omen. 
Den Tod kann man leider oder Gottseidank nicht aufhalten. Ich habe einmal einen Cartoon gezeichnet, in dem der Leichenwagenfahrer sagt: „Tote sterben nie aus.“ Wie Recht er hat. Ich finde, man darf, nein, man sollte sogar über den Tod lachen. Denn vieles ist nur durch Lachen aushaltbar. Also auf meinem Grabstein wird einmal stehen: „Das war das letzte Mal, dass ich reingelegt wurde!“
 
Dieser Text erschien auch in meiner Kolumne "Seitenblick" am 14.11.2020 in der Münsterschen Zeitung

Foto: Privat

AUFTANKEN

 

Lidl in Charlottenburg. Ein Mann packt 20 Pack-ungen Milch aufs Kassenband. Anderer Kunde: "Watt'n, watt'n, watt'n - ist ihre Kuh jestorben?"

(Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien auch am 22.11.2020 im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste")

Cartoon: Lo Graf von Blickensdorf

Donnerstag, 12. November 2020

MASS HALTEN

Biergarten in Charlottenburg vor dem Lockdown. Sagt ein Gast: "Ist das gemütlich hier! Ich könnte jetzt ein Bier nach dem anderen trinken." Seine Tischrunde ermutigt ihn, genau das zu tun. "Nö," antwortet er, "ist mir zu anstrengend."
(Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien auch am 8.11.2020 im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste")

Illustration: Lo Graf von Blickensdorf, "Prost!", 1982, Öl auf Leinwand

Sonntag, 1. November 2020

TIME BANDITS


Morgens nach der Zeitumstellung im Schlosspark Charlottenburg. Ein Jogger fragt den anderen: "Nanu? Heute so früh?" - "Ja, heute Nacht muss ein Einbrecher heimlich alle meine Uhren zurückgestellt haben."
(Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte erschien auch am 1.11.2020 im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste")