Dienstag, 30. August 2011

Wurststärke 12

Bevor ich mir ein schönes Rindersteak in die Pfanne haue, lese ich noch etwas in dem Buch "Fruchtfleisch ist auch keine Lösung". 
Es ist eine Sammlung von mehr oder weniger guten Geschichten über Vegetarier, Veganer, Fleischesser und Fleischverehrer. 35 Satiriker und Humoristen haben sich hier einmal mit dem Fleisch- Obst- und Gemüsekonsum beschäftigt. 
Besonders erwähnenswert finde ich Barbara Rademachers "Fleischliche Gelüste - Ein Text mit Wurststärke 12 auf der Dichterskala" in einer wunderbar witzigen Sprache und von Volker Surmann "Das Schweigen der Hennen", weil Hühner meine Lieblingstiere sind. Summa summarum ist das Buch amüsant und lesenswert.
So, nun lege ich dass Buch beiseite und hole mir lieber ein paar Möhrchen aus dem Gemüsefach...

"Fruchtfleisch ist auch keine Lösung", Heiko Werning, Volker Surmann (Hrsg.), 190 Seiten, 12,90 €, erschienen im Satyr Verlag

Flughafen Schönefeld

In Berlin wird ein Flughafen gebaut und plötzlich wird von den Verantwortlichen festgestellt, dass so etwas auch Lärm verursacht. Schularbeiten nicht gemacht, setzen, Sechs!

Dienstag, 2. August 2011

Falscher Cappuccino und 12 Wespen

Das Schloss Charlottenburg wurde 1699 von Kurfürst Friedrich III. und späterer erster König von Preußen gegründet. Die Große Orangerie liegt links von der Schlosskuppel und der Vorplatz war früher der Küchengarten des Schlosses und dort steht noch ein 170 Jahre alter knorriger Maulbeerbaum. Maulbeerbäume wurden damals vom Alten Fritz überall in Brandenburg angepflanzt, um die immer hungrigen Seidenraupen mit den Blättern des Baumes zu füttern. Und nun kann man dort im Sommer in bequemen Korbstühlen Kaffee und Kuchen zu sich nehmen. Große Orangerie Chloss CharlottenburgEs war ein milder Augusttag und da ich hungrig wie eine Seidenraupe war, und der Kuchen zwischen 14 und 16 Uhr am süßesten schmeckt, wählte ich ein Stück Kirschstreusel, einen Cappuccino und dazu, wie üblich, ein Glas Leitungswasser. Die nette Kellnerin in langer Schürze erklärte mir in charmantem französischem Akzent, dass das Café leider nicht über einen Wasseranschluss verfügt und ich mit Selters vorlieb nehmen müsse. Ich teilte mir also den Kirschstreuselkuchen (für 3 Euro) mit zwölf Wespen, der recht ordentlich schmeckte – so ein bisschen zwischen Hohenzollern und Gardeoffizier. Ich nahm dazu einen Schluck Cappuccino, namens „Alfredo“. Das ist eigentlich eine Namenstäuschung, denn „Alfredo“ kommt nämlich in Wirklichkeit aus einer Hamburger Kaffeefabrik und hat Bella Italia nie gesehen. Und so schmeckte er auch. Die Minitasse kostete stattliche 3,30 EUR! 
Während ein Kind von einer Wespe gestochen wurde und von einem zufällig anwesenden belgischen Arzt-Ehepaar mit einem Wespenstich-Gel verarztet wurde und eine ältere Dame aus Hildesheim hysterisch gegen die Angriffe der Wespen mit der Speisekarte so heftig wedelte, dass ihr dabei die Tasse Pfefferminztee auf ihre beigefarbene Seniorenkleidung kippte, betrachtete ich entspannt die Kuppel des Schlosses und ich kam mir vor, als würde ich mich in einer kitschigen Fototapete befinden. Irrtümlicherweise wird von Touristenführern gerne behauptet, dass der Berliner Volksmund zur Schlosskuppel „Kaffeemütze“ sagt. Doch das stimmt überhaupt nicht. Oder haben Sie, lieber Leser, zu Hause noch eine Kaffeemütze? 
Während die Touristen hunderte Kilometer fahren müssen, um zu diesem schönen Anblick zu kommen, bin ich in weniger als fünf Minuten von zu Hause mit meinem ITS (Ich Trete Selbst) von 1953 da. Alles in allem eine schöne Kaffeestunde, aber - von 1699 bis heute wäre eigentlich genug Zeit gewesen, einen Klempner zu beauftragen, um eine Wasserleitung in die Große Orangerie zu legen. Oder?

Montag, 1. August 2011

Konditern in Münster

280934_188997757830621_100001611932224_525210_2314166_oIch lebe nun fast 30 Jahre in der Kuchen-Diaspora Berlin. Immer wenn ich meine Heimatstadt Münster besuche, fühle ich mich wie im Paradies - im Torten- und Kuchenparadies. Dann besuche ich meistens das Café Kleimann auf dem Prinzipalmarkt, wo schon mein Opa konditerte. Er kaufte sich dort gerne eine Tüte Marzipankartoffeln für 20 Pfennige, die er dann beim Schaufensterbummel „unter den Bögen“ genüsslich verzehrte. Das Café wurde durch Bomben im 2. Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt – nur der historische Giebel von 1627 war wie durch ein Wunder stehen geblieben. Dort sitze ich am liebsten Nusssahnetorte Café Kleimannauf den 50er-Jahren-Cocktailsesseln im plüschigen „Blauen Salon“ mit einer Nusssahne-Torte, die ich dann bis zum letzten Zungenschlag genieße und lese dabei mit Vergnügen die Westfälischen Nachrichten. Oder es geht direkt vom Bahnhof ins Café Grotemeyer in der Salzstraße, wo ich gerne inmitten von Gemälden des Menzel-Schülers und Sohn des Café-Gründers, Fritz Grotemeyer (1864 -1947), meine Sinne schweifen lasse. Die Atmosphäre dort ist sehr anregend und fördert allerlei Kreatives aus meinen kleinen grauen Gehirnzellen hervor. Café Grotemeyer MünsterDanach fällt es mir immer schwer, wenn ich die heimliche Kuchen- und Tortenhauptstadt Münster wie­der in Richtung Kuchenwüste Berlin verlassen muss. Mein Nachbar in Berlin würde jetzt sagen: "Nu mach' ma hier nich den Lohenjrien, Jraf."
Fotos: Christian Hömberg (oben), L.G.v.B. (unten)