Donnerstag, 28. Juli 2011

Eiserner Wille

Dienstagmittag. Trotz Mittagshitze joggt ein übergewichtiger Mann mit hochrotem Kopf durch den Charlottenburger Schlosspark. Hinten auf seinem T-Shirt steht: "Yes, I can!"

Diese Geschichte erschien am 24.7.2011 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik Berliner Liste.

Montag, 11. Juli 2011

Kanzlerin mobil

Sonntagnachmittag. Über dem Lietzensee kreisen zwei Hubschrauber der Bundespolizei. Ein Mann sagt zu seiner Frau: "Kiek ma Else, olle Merkel kommt aus'm Wochenende zurück."

Diese Geschichte erschien am 10.7.2011 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik Berliner Liste.

Freitag, 8. Juli 2011

MARIA


„Warstn?“ war deine lapidare Frage am nächsten Tag bei facebook, als ich 2010 nicht auf einem Berlinale-Empfang unserer Agentur war, weil ich eine Lesung hatte. Wir hatten unsere eigene Sprache. An deiner Art konnte ich spüren, was Du mir sagen wolltest. Und ich verstand es. Andere hätten dafür drei DIN-A-4-Seiten vollgeschrieben. Aber Du warst darin die Meisterin im ausdrucksvollen Reduzieren.
Wie in deinen Rollen im Kino und im Fernsehen. Da warst Du überzeugend authentisch und beängstigend echt. Deine ausdrucksstarken Augen und deine einzigartige Stimme machten aus deinen Charakteren wertvolle Juwelen. Immer wenn ich Dich dann sah, vergaß ich die private Maria restlos und sah nur die Filmfigur in Dir.
Aber deine größte Leidenschaft war deine schrille und geniale Kunstfigur „Paff Meisi“! Ich werde nie vergessen, wie Du damit im HAU am Halleschen Ufer die große Theaterbühne gefüllt hast. Alleine! Das hat mich so schwer beeindruckt und ich habe es Dir auch gesagt. Am selben Abend bekamst Du noch DIE GOLDENE KAMERA von HÖRZU als beste Nachwuchsschauspielerin und wir konnten uns deshalb nur ganz kurz sehen. Ich freute mich so sehr über deinen Preis!



“Aquas de Meisi” mit Maria Kwiatkowsky in einer Doppelrolle


Das Theaterstück, und nicht zu vergessen deine außerordentlichen Paff-Meisi-Kurzfilme, waren das Grandioseste, was ich in letzter Zeit an Komik gesehen habe. Selbst nach mehrmals wiederholtem Anschauen schüttelten mich immer wieder Lachkrämpfe. Göttlich! Ich bezeichnete dich immer als der „weibliche Helge Schneider“. Und ebenso wie Helge, warst Du obendrein noch eine begnadete Sängerin. Zum Beispiel deine Interpretation von Antonio Carlos Jobims Aquas de marco (Aquas de meisi - “Mir juckt die Banane”) – unnachahmlich und genial!
Und dann hast Du mir auf deinem letzten Geburtstag am 23. April 2011 in deiner neuen und sehr liebevoll eingerichteten Wohnung noch gesagt, dass ich der Vater von Paff Meisi sein könnte. Weil wir beide ein Menjou-Bärtchen tragen und Krawattenträger sind. Und überhaupt. Da fühlte ich mich sehr geehrt von Dir, war stolz wie Oskar und bin mit stolz geschwellter Brust nach Hause gegangen, nein, eher geschwebt.
Nun bist Du weg. Und Paff Meisi auch, der alte Sausack. „Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir einmal wieder zu begegnen.“, hat Friedrich Hölderlin einmal gedichtet. Doch ich frage dich nur: „Bistn?“

Donnerstag, 7. Juli 2011

Alles Banane oder was?

Bananentorte Patisserie Pakolat 2Nein, nicht alles war Banane an dieser Torte, die ich heute in Prenzlauer Berg gegessen, nein, nicht gegessen sondern genossen habe. 
Sie hatte nämlich auch einen herrlich trockenen Biskuitboden, der einen schönen Kontrapunkt zu der köstlich leichten Buttercreme bildete, die liebevoll fruchtige Bananenstücke um- armte. Das ganze wurde von einem samtigen Schokoladenguss zusammengehalten.  Meine Geschmacksknospen auf der Zunge tanzten einen Rumba und ich aß die Torte extra sehr langsam, damit ich besonders lange etwas von ihr hatte. Ich saß vor der Konditorei und Kaffeerösterei Pakolat (www.kaffee-pakolat.de) an einem warmen, nachPakolat 4 Lindenblüten duftenden Sommertag an einem gusseisernen Kaffeehaustisch, aus einer Wohnung schallte das Lied “Michelle” von den Beatles zu mir herunter und ich hätte am liebsten die Zeit angehalten. Nach dem Verzehr sah mein Teller so sauber aus, als hätte die große Zunge einer Kuh drübergeleckt. Dazu trank ich einen sensationell kräftig schmeckenden Milchcafé. Bei starkem Kaffee werde ich immer schwach. Ich erfuhr von der Besitzerin, Frau Bohn, dass sie für die Torten zuständig ist und ihr Mann den Kaffee persönlich röstet. Ich Pakolatkonnte mir nicht verkneifen, ihr vorzuschlagen, eine neue Kaffeesorte zu kreieren, die “Bohn-Kaffee” heißt. Nomen est omen. In dem wunderbar nostalgisch eingerichteten Ladenlokal wähnt man sich in einem Kaufmannsladen der Jahrhundertwende und im Caféraum kann man durch ein riesiges Fenster direkt in die Backstube schauen. Frau Bohn erzählte, dass es den Laden erst seit anderthalb Jahren gebe und zu DDR-Zeiten sich dort wohl vermutlich eine Zweigstelle der Stasi befand, weil sie bei den Renovierungsarbeiten soviel Elektrokabel von den Wänden reißen mussten, dass man damit eine Kleinstadt mit Strom hätte versorgen können. Bevor die Stasi die Räume belegte, war dort die alteingesessene Bäckerei Haubold. Denn man fand tatsächlich bei den Renovierungsarbeiten in einer Ritze eine alte Haubold-Praline, die tatsächlich noch nach etwas Schokolade roch. In der Hektik kurz vor der Eröffnung verschwand jedoch unter mysteriösen Umständen die Praline. Pakolat 2Hat eine helfende Hand wegen totaler Unterzuckerung sie einfach kurzerhand verkasematuckelt? Oder hat sie sich die Stasi geholt, weil sich in der Praline geheime Dokumente befanden? Passend zur Bananentorte und dem Kalten Krieg fiel mir folgender Witz dazu ein, den man sich damals in West-Berlin erzählte: Kann man eigentlich aus einer Banane einen Kompaß machen? Na klar, abends die Banane auf die Berliner Mauer legen und da, wo am nächsten Tag abgebissen war, war Osten. Aber das ist schon lange her. Bei meinem nächsten Besuch probiere ich die Wirtschaftswundertorte (Erdbeertorte mit Buttercreme). Oder den Mohn-Mandel-Kuchen, oder die…, oder..., oder...?

Feinrösterei – Vorkosthandlung – Patisserie Pakolat, Raumer Straße 40, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg, Öffnungszeiten: Mo., Mi.-Fr. 10:00 - 20:00 Uhr + Di., Sa.-So. 10:00 - 18:00 Uhr