Sonntag, 26. Juli 2015

Herzensangelegenheit

Herz Lo Graf von Blickensdorf
Man geht Donnerstagabend über die Straße und denkt über eine beendete Beziehung nach. Da liest man an einem Spätkauf das passende Schild: „Getränke so kalt wie das Herz deiner Ex.“

Sonntag, 19. Juli 2015

SCHATZSUCHE

GoldsucherMittwochnachmittag in der Sophie-Charlotten-Straße. In der Schlange vor der Kasse eines Lebensmittelladens steht ein Mann, der sich ungeniert in der Nase bohrt. Eine alte Dame sagt schmunzelnd: “Wenn Sie Gold gefunden haben, sagen Sie Bescheid – dann versuch’ ich es auch mal.”
Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte, erschien am 19.07.2015 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Sonntag, 5. Juli 2015

NAH DRAN

Wein am klausenerplatz  Lo Graf von BlickensdorfDienstagnachmittag vor einem Weinladen am Klausenerplatz in Char- lottenburg. Ein Mann trinkt gerade ein Glas Wein, als er einen Anruf über sein Handy bekommt. Er hört eine Weile aufmerksam zu, dann spricht er ins Handy: “Ich sitze hier gerade am Klausenerplatz und trinke Kaffee.” 
Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte, erschien am 05.07.2015 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Foto: © Lo Graf von Blickensdorf

Mittwoch, 1. Juli 2015

E = mc²

Cafe Einstein Erdbeersahnetorte Lo Graf von Blickensdorf
E = mc² – das ist wohl die bekannteste physikalische Formel des Physiker Albert Einsteins, der mit seiner Relativitätstheorie weltberühmt wurde und von 1914 bis 1932 in Berlin lebte; unter anderem auch in der Wilmersdorfer Straße im damals noch sehr eleganten Charlottenburg. 
Hier residierten die Gräfinnen Lichtenau und Wedel-Bérard, lebten der Schriftsteller Robert Walser sowie der Dirigent und Komponist Leo Blech. Selbst Franz Kafka war einmal hier. Und ein kleines Kuriosum nebenbei: Deutschlands erster professioneller Scharfrichter Julius Krautz war hier ansässig.
Im Teil der Fußgängerzone der „Wilmi“, wie sie auch liebevoll von den Charlottenburgern genannt wird, eröffnete in diesen Tagen eine Filiale der Kaffeekette „Einstein Kaffee“. Das hat jetzt direkt nichts mit Physik zu tun, außer dem Namen vielleicht. Aber alles ist relativ. 
Das freute mich sehr, denn in dieser Gegend sind Cafés spärlich gesät und außerdem: endlich sind Café und Physiker einmal etwas mehr zusammengerückt, wie das der Name eigentlich verlangt. Und für mich als Kaffeehausliebhaber sowieso, da ich sehr häufig meine Besorgungen hier mache.
Da zufällig gerade Naschermittwoch war, betrat ich das Café mit der Absicht, meinen Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Ich war von der dem großen Torten- und Kuchenangebot sehr überrascht. Leider befanden sich keine Schildchen an den Torten, so dass ich um eine Tortenberatung bat. 
Einstein Kaffee Wilmersdorfer Lo Graf von Blickensdorf Geschwind kam eine aparte glutäugige Angestellte hinter dem Tresen hervor und erklärte mir geduldig und fach-kundig jedes einzelne Stück. Ich ent-schloss mich für ein Stück Erdbeer-sahnetorte (3,90 €, siehe Foto oben), das mich verlockend ansah und einen mittleren Cappuccino (3,10 €).
Ich setzte mich ans Fenster sah dem Treiben auf der Fußgängerzone zu. Keine Gräfin Wedel-Bérard lustwandelt hier mehr, nur noch manchmal ein oller Tortengraf mit wenig Geld in der Tasche, der sich manchmal im Drogeriemarkt ein Kontingent von Rasierklingen aus dem Sonderangebot ergattert. Eigentlich sind sie ja schrecklich, diese gesichtslosen Zonen. Sie sehen in jeder Stadt gleich aus. Egal ob in Hildesheim, Wanne-Eickel oder Shanghai – überall sehen sie gleich aus mit ihren bekannten Ladenketten, die sich mittlerweile unbemerkt wie ein Netz um unseren Erdball gelegt haben. Ich hatte mir schon einmal meinen Frust darüber von der Seele geschrieben (klickst du hier!). 
Während ich noch darüber erschauderte, wurde mir von einer freundlichen Servierkraft die Torte gebracht. Die Tortengabel auf dem Teller war dick in eine warme Serviette eingemummelt und schlief. Ich traute mich nicht, sie zu wecken und wollte erst die Erdbeersahnetorte mit den Fingern essen. Aber dann entschloss ich mich doch, sie sanft zu wecken und mit ihr sanft, ja fast zärtlich in die Erdbeersahnekomposition hinein zu bohren. Sie schmeckte nicht schlecht, was ich bei einer Kaffeekette eigentlich nicht erwartet hätte. Auch der Cappuccino war schmackhaft! Dass der Kaffee hier sowieso sensationell gut ist, ist allgemein bekannt und wahrscheinlich auch das Geheimnis des Erfolgs dieser Kaffeehauskette.
Auch die Einrichtung ist recht ansprechend und gemütlich. Hinter der Theke hängen zwei dekorative Bahnhofsuhren (siehe Foto oben links) , die einmal die Zeit von Berlin und einmal von Istanbul anzeigen. Ein toller Service, falls ich mal Geschäfte mit Istanbul von hier aus abwickeln muss, das beruhigte mich sehr. So kann ich noch schnell über meine Börsen-App reagieren, falls mal unverhofft die Tortenaktien an der Istanbuler Börse sinken. Zeit und Raum stimmen hier!
Und das Beste zum Schluss: die charmante Servierkraft brachte mir das Wechselgeld auf einem kleinen Teller zurück – nicht nur ich, sondern auch Albert Einstein hätte daran seine helle Freude gehabt!

Einstein Kaffee, Wilmersdorfer Straße 112, 10627 Berlin-Charlottenburg