Sonntag, 28. Juli 2013

HEISSE SPUR

Donnerstagnachmittag am Lietzensee. Der Besuch erzählt, dass er sein Berlin-Wissen über die Krimireihe “Wolffs Revier” bezogen hat. In diesem Augenblick läuft der Hauptdarsteller Jürgen Heinrich mit seinem Hund vorbei…

Diese von mir persönlich erlebte und aufgeschriebene Geschichte, erschien am 28.07.2013 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Samstag, 27. Juli 2013

NANU?

Mohnkuchen
Tante Hedwig in versunkener Betrachtung der hervorragenden Mohn-Johannisbeer-Torte von der Frau Bäckerin auf der schattigen Gartenterrasse in der Villa Oppenheim.

Frau Bäckerin in der Villa Oppenheim, Schloßstr. 55, 14059 Berlin

Sonntag, 21. Juli 2013

BERLIN AM MEER

Samstagabend im Bus M45. Der Busfahrer fährt derartig ruppig, dass alle Fahrgäste hin- und hergeschüttelt werden. Da singt ein Mann leise vor sich hin: “Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön…”

TROCKEN
Sonntagnachmittag vor der Terrasse einer Konditorei in der Reichsstraße läuft ein älteres Ehepaar vorbei. Die Frau bleibt kurz stehen, schaut in Richtung Café und fragt ihren Mann: “Haste Kaffeedurst?” Der Mann schüttelt seinen Kopf und antwortet: “Nicht die Bohne!”

Diese von mir persönlich erlebten und aufgeschriebenen Geschichten, erschienen am 21.07.2013 auch im Berliner TAGESSPIEGEL in der Sonntagsbeilage unter der Rubrik "Berliner Liste".

Sonntag, 7. Juli 2013

Torten und Lachen

Café Noir Torte Patisserie Harry Genenz
Nachdem ich gestern von der Fehlkonstruktion „Kaffeehaus“ Grosz berichtete und meine gute Laune auf dem Tiefpunkt angelangt war, nahm ich mir heute vor, unbedingt mal wieder etwas Positives zu schreiben. Denn mir macht es, im Gegensatz zu anderen Rezensenten, keinen Spaß, negative Kritiken zu schreiben. Lieber schwelge ich im Glück. Denn Torten und Lachen können das Alter zur Jugend machen. „Ein froher Sinn ist wie der Frühling – er öffnet die Blüten der Natur." schrieb einst der große Jean Paul. Und ich hatte Glück! Ich ging nämlich auf Nummer Sicher und besuchte nämlich die Patisserie Harry Genenz in der Reichsstraße (ich berichtete schon mehrfach darüber).
Es war ein schöner sonniger Sonntag und ich setzte mich also draußen in den Schatten eines leise vom Wind vor sich hin raschelnden Bambusstrauches und die freundliche Serviererin brachte mir eine Café-Noir-Schnitte (siehe Foto oben), die anscheinend neu im Sortiment war. Als ich probierte, war ich auf Anhieb begeistert vom Geschmack dieser Preziose! Der Belag bestand aus angerösteten Haselnüssen und
zerkleinerten Baiserstücken - vermählt mit erlesener Café-Schoko-Creme. Hier hat mal wieder der Patissier sein ganzes Können lustvoll aufgedreht. Ein wahres Konglomerat wertvoller Ingredienzien. Einziges Manko: Es fehlte noch ein kleiner optischer Akzent. Deshalb gibt es von mir nur leider nur eine glatte 2.
Und noch eine kleine Eintrübung meines Aufenthaltes. Leider gibt es bei Harry Genenz zur Torte immer nur vierzackige Dessertgabeln und nicht dreizackige Tortengabeln, wie sich das gehört. Das ist so, als wenn man im feinen Restaurant guten Rotwein aus Wassergläsern serviert bekommt. Aber über diese Thematik berichte ich ein anderes Mal ausführlicher.
Als dann noch ein älteres Ehepaar vorbei lief und die Frau ihren Mann fragte: „Haste Kaffeedurst?“ und der Mann nur trocken antwortete: „Nicht die Bohne.“, fühlte ich mich um 20 Jahre jünger!

Patisserie Harry Genenz, Reichsstraße 102a, 14052 Berlin-Westend


Samstag, 6. Juli 2013

Armer Grosz

Grosz_ Herrentorte Prinz Reuss
Grosz Quittung„Meine Zeichnungen sind Ausdruck meiner Verzweiflung, Hass und Enttäuschung.“ sagte einmal der große George Grosz, nach dem nun ein Kaffeehaus und Restaurant im Haus Cumberland auf Berlins Kurfürstendamm eröffnet hat. Ich war nun schon einige Male im Grosz, in der Hoffnung wenigstens einmal ein positives Erlebnis zu haben. Fehlanzeige! Entweder man gerät an einen arroganten Schnöselkellner, der einen auch noch nach dem vierten Fingerzeig ignoriert oder das Stück Torte schmeckt nicht. 
Im ohne Zweifel sehr schönen Ambiente, einem gehobenen Wiener Kaffeehaus nachempfunden, machen einem leider obendrein rücksichtslose, laut telefonierende Russen mit Unmengen von Chanel-Tüten um sich verteilt, rucksäckige Touristen mittleren Alters in sündhaft teurer Funktionskleidung, als kämen sie gerade von einer Nanga-Parbat-Besteigung und beklunkterte Damen nebst halsspeckigen älteren Männern mit Goldkettchen und zerknitterten Hugo-Boss-Sakkos, den Aufenthalt zum Horrortrip.
Ich wählte eine hübsch anzusehende Herrentorte namens „Prinz Reuss“ (siehe Foto oben), die prompt von der ausnahmsweise mal netten Kellnerin auf edlem Geschirr und mit schönem Besteck serviert wurde. Doch die Torte hielt leider nicht, was ihr Aussehen und der Name versprach. Der Orangenlikörgeschmack überdeckte den Schokoladengeschmack total. Die kleingehackten Mandeln an der Rückseite schmeckten muffig-alt. Außerdem war das missglückte Lehrlingsstück total übersüßt. Das hatte zur Folge, dass mir die Torte noch Stunden nach dem Verzehr Pfötchen gab. Mein Tipp an den Konditorlehrling: Beim nächsten Backversuch einfach eine Packung Bullrich-Salz-Tabletten mit einbacken. Das beugt dem unweigerlich aufkommenden Sodbrennen vor. Oder noch besser - gleich den Beruf wechseln. Denn mit der „Torte“ bestehst du die Gesellenprüfung bei der Konditoreninnung sowieso nicht.
Der Cappuccino schmeckte obendrein auch noch eher nach einem chemischen Experiment als nach richtigem Cappuccino. Hier passt das Preis-Leistungsverhältnis keineswegs: Torte 4,50 EUR, Cappuccino 4,50 EUR, Summa Summarum: 9 Euro! Ein teurer „Spaß“!
Wie fast immer in Berlin (ich habe schon mehrfach darüber berichtet) stimmen schönes Ambiente und Qualität mal wieder nicht überein. Speziell Torten- und Kaffeefreunden rate ich deshalb von einem Besuch ab. Da kann ich nur ähnlich wie George Grosz sagen: Diese Rezension ist Ausdruck meiner Verzweiflung, Hass und Enttäuschung über ein „Kaffeehaus“ namens „Grosz“, das den Namen leider nicht verdient. Wenn das der alte Grosz noch miterlebt hätte - er würde sich im Grab umdrehen wie eine von Sodbrennen angetriebene Dampfturbine.

GROSZ, Kurfürstendamm 193/194, 10707 Berlin