Montag, 12. Juli 2010

Schloss Blickensdorf


Erste Erwähnung fand Schloss Blickensdorf am 1. August 1776 in einer Urkunde, als mit der ersten polnischen Teilung das Herzogtum Pomerellen an das Königreich Preußen fiel, wo es Teil der Provinz Westpreußen wurde, auch Polnischer Korridor genannt. Traditionell war das Gebiet ethnisch gemischt besiedelt: Hier wohnten Deutsche, Polen und Kaschuben.
Der Gründer des Schlosses war Graf Bernhard der Erste, der aus dem Flecken Blickensdorf bei Baar in der Schweiz stammte. Als es zunehmend zu Repressalien gegen die Protestanten kam, verließ er die Schweiz und ließ sich im Herzogtum Pomerellen nieder und errichtete auf den Grundmauern einer verlassenen Slavenburg das Schloss. 
Auf Schloss Blickensdorf wurde das Theaterspiel sehr geschätzt. Zu diesem Zweck wurde von Graf Ulrich dem Vielgeliebten ein Nebengebäude als Hoftheater errichtet. Da sich seinerzeit die Aristokratie nicht gerne wusch, aber die Theateraufführungen wegen der starken Körperausdünstungen nicht auszuhalten waren, erfand Graf Ulrich der Vielgeliebte ein Parfüm namens „Blaues Blut“, das ein Nachfahre heute wieder nach altem Rezept herstellt.
Auch soll es auf Schloss Blickensdorf gespukt haben. Das kam so: Graf Gisebrecht der Schöne hatte einen Hang zum Personal. Und als eines Tages die schöne Gärtnerstochter Bärbel von ihm schwanger war, gab ihr heimlich seine eifersüchtige Frau, die Gräfin Josepha, Gift. Als die schöne Bärbel daraufhin von der Dienerschaft tot in der Orangerie gefunden wurde, heuchelte Gräfin Josepha Trauer und sorgte für eine prunkvolle Beerdigung in der Familiengruft. Genau auf den Tag ein Jahr später wurde Gräfin Josepha exakt an der selben Stelle in der Orangerie, an der die Gärtnerstochter lag, unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden. Seitdem spukten die Gärtnerstochter und die Gräfin in ihren weißen Totengewändern gemeinsam Hand in Hand durch das Schloss.
Während des Zweiten Weltkriegs war das Schloss ständig durch den Beschuss russischer Panzer bedroht. Die Grafenfamilie flüchtete unter abenteuerlichen Umständen nach Westfalen, wo sie bei befreundeten Adelsfamilien Unterschlupf fand. Nach dem Krieg war das Schloss notdürftig zum Krankenhaus umfunktioniert worden, bis es 1949 unter rätselhaften Umständen bis auf die Grundmauern abbrannte. Heute befindet sich genau an der Stelle von Schloss Blickensdorf ein Lidl-Parkplatz. Dort wollen Einheimische schon öfters um Mitternacht in der Nähe des Unterstands der Einkaufswagen zwei weißgekleidete Frauen gesehen haben...

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