Samstag, 21. Juli 2012

Ohne Torte ins Bett

Café am Neuen See Berlin
Zwei Freunde kommen aus einem Restaurant. "Mieses Lokal", flucht der eine, "die Suppe versalzen, das Gemüse kalt, das Fleisch zäh..." - "Ja", pflichtet der andere bei, "und wenn wir nicht so schnell gegangen wären, hätten wir das alles auch noch bezahlen müssen."
So wie in diesem Witz habe ich mich mit zwei guten Freunden letzten Donnerstag im „Café am Neuen See“ gefühlt – nur mit dem kleinen Unterschied: Wir haben gar nichts bekommen!
Dabei wollte ich ursprünglich eine gute Kritik über dieses Lokal schreiben, weil ich vor einigen Wochen für eine Gruppe von fast 30 Personen im vollbesetzten Restaurant ohne Voranmeldung doch noch unkompliziert Platz bekam und wir obendrein noch ausgezeichnet bewirtet wurden. Auch habe ich vor einigen Jahren dort ein sehr amouröses Abenteuer erlebt, von dem ich in meinem Buch „Werden Sie doch einfach Graf!“ (Seite 30) ausführlich berichte (geschicktes Product-Placement, oder?). 
Doch dieses Mal war es anders: Wir standen an der Kuchenvitrine und fragten eine vorbeihetzende junge Frau, vermutlich eine ungelernte, studentische Aushilfskraft, ob wir hier bei ihr den Kuchen bestellen könnten, weil überall „Selbst-bedienung“ stand. In einem Ton wie zu einem 6-Jährigen sagte sie zu mir: „Setzen Sie sich schon mal draußen hin, ich komme dann zu Ihnen.“ Hoffnungsfroh setzten wir uns draußen an den so genannten „Stammtisch“, auf dem ein großer Aschenbecher stand, in dem etwa die 2-Tages-Produktion von Zigarettenkippen eines Kettenrauchers im Regenwasser schwamm. 
Da die Sonne sich nach langer Zeit mal wieder für eine halbe Stunde zeigte, genossen wir es erstmal, einfach nur in der Sonne zu sitzen. Doch nach 40 (!) Minuten Warten haben wir fluchend (siehe oben), die ungastliche Stätte verlassen. Die ungelernte, studentische Aushilfskraft war wie vom Erdboden verschluckt. 
Das war einer der sehr seltenen Tage im Jahr, an dem ich mal ohne tägliches Tortenstück die gräflichen Gemächer aufgesucht habe.

Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2, 10787  Berlin, geöffnet Montag bis Freitag ab 8:00 Uhr und Wochenende ab 9:00 Uhr

2 Kommentare:

  1. Die Betreiber haben offensichtlich den Beruf verfehlt!
    Eine Schande für alle Gastronomen!

    AntwortenLöschen
  2. Tja, kein Wunder! Ein Freund hat sich dort vor kurzem als Servicekraft vorgestellt.Gehaltsangebot: 6 (in Worten sechs)€ die Stunde........
    Der Laden gehört übrigens einem gewissen Roland Mary. Seines Zeichens "Promiwirt", dem es wohl vollkommen wurscht ist wie seine Angestellten arbeiten und behandelt werden.
    Ergebnis: unglaubliche Fluktuation......

    AntwortenLöschen